Autogynäkophilie

eine moderne Ergänzung zur "Konstitutionellen-Bisexualität"-Theorie

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1) Auszug aus www.uniprotokolle.de

Autogynäkophilie (" die eigene Weiblichkeit lieben ") bezeichnet die Theorie einer sexuellen Empfindung, die bei vielen Transgendern (Mann zu Frau) und Transvestiten zu finden ist. Der Begriff bedeutet, dass die betroffene Person an sich selbst (= auto ) körperliche Merkmale des Gegengeschlechts (in diesem Fall weiblich - gynäko ) liebt bzw. sexuell begehrt ( philie ).

Autogynäkophilie gilt als Teil der Motivation vieler transsexueller Menschen ihren Körper zu verändern. Sie ist Ausdruck der Tatsache dass die meisten Transsexuellen emotional nicht ausschließlich männlich oder weiblich sondern eine Mischung aus beidem sind: während der weibliche Persönlichkeitsanteil einer Mann-zu-Frau-Transsexuellen sich einen weiblichen Körper wünscht um (auch sexuell) als weibliches Subjekt agieren zu können empfindet gleichzeitig der männliche Persönlichkeitsanteil die selben weiblichen Körpermerkmale als sexuell anregende Objekte. Eine autogynäkophile Person ist somit - wenn auch nur in sehr begrenztem Ausmaß - in der Lage mit sich selbst Sex zu haben. Die Theorie, die von Ray Blanchard 1989 aufgestellt, wurde ist umstritten.

2) Auszug aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Autogynophilie (auch Autogynäkophilie und fälschlich Autogynäphilie) (von gr.: auto „Selbst“, gyno „Frau“, philie „Liebe“: „die eigene Weiblichkeit lieben“, „love of oneself as a woman)  ist ein Erklärungsmodell für Transsexualität und Transvestitismus (vorgeschlagen 1989 von Ray Blanchard[1]), welches die „paraphile Neigung eines (körperlichen) Mannes definiert, sexuelle Erregung durch die Vorstellung von sich selbst als Frau zu erlangen“, und, im Gegensatz zur Theorie der Geschlechtsidentitätsstörung, diese abweichende sexuelle Präferenz (Paraphilie) als eine von zwei möglichen Ursachen für das Verlangen nach geschlechtsangleichenden Maßnahmen postuliert.

Demnach wäre Autogynophilie ein Teil der Motivation einiger Transsexueller bzw. Transgender, ihren Körper zu verändern, und Ausdruck der vermuteten „Tatsache“, dass so Veranlagte emotional nicht ausschließlich männlich oder weiblich, sondern eine Mischung aus beidem sind: während der weibliche Persönlichkeitsanteil einer Mann-zu-Frau-Transsexuellen sich einen weiblichen Körper wünscht, um (vermutlich auch sexuell) als weibliches Subjekt agieren zu können, empfindet gleichzeitig der männliche Persönlichkeitsanteil die an sich selbst vorgestellten weiblichen Körpermerkmale als sexuell anregende Phantasie

Erklärungsmodell

Das Modell beschreibt Transfrauen (Mann-zu-Frau-Transsexuelle), die sich sexuell nicht ausschließlich von Männern angezogen fühlen, einschließlich lesbischer (gynophiler), bisexueller und asexueller Transfrauen. Es sagt aus, dass Transfrauen, deren sexuelles Begehren nicht auf Männer ausgerichtet ist, stattdessen sexuelle Erregung durch die Vorstellung von sich selbst als Frau erlangen.

Blanchard konzentriert seine Forschungen über Geschlechtsidentitätsstörungen auf so genannte „autogynophile Transsexuelle“. Dabei bezeichnet er Mann-zu-Frau-Transsexuelle als „Männer mit einer Geschlechtsidentitätsstörung“. Eine Transfrau mit geschlechtsangleichender Operation ist nach seiner Auffassung ein „Mann ohne Penis“ (Armstrong 2004).

In seiner Terminologie sind Transfrauen, die sexuell ausschließlich zu Männern hin orientiert sind, androphile bzw. homosexuelle Transsexuelle. Dies ist für die Vertreter dieser Theorie die einzig andere mögliche Ursache für den Wunsch nach einem Geschlechtswechsel.

Transmänner (Frau-zu-Mann-Transsexuelle) betrachtet Blanchard nur am Rande. Er ordnet alle Betroffenen einem homosexuellen Typus zu, nimmt also einheitlich eine auf Frauen bezogene sexuelle Orientierung an. Dies steht im Widerspruch zu Erfahrungsberichten, denen zufolge mindestens ein Drittel aller Transmänner sexuell ausschließlich auf Männer hin orientiert sei und viele sich als bisexuell einstuften.

Kontroverse

Das Modell ist sehr umstritten. Es widerspricht zudem dem allgemein akzeptierten Modell der Geschlechtsidentitätsstörung. Es beschreibt weder das Verhalten noch die Selbstwahrnehmung vieler Transfrauen angemessen. Daher wird es häufig in Frage gestellt.

Weil die von Blanchard untersuchten Korrelationen keine Kausalität belegen können, wird gelegentlich angeführt, dass Blanchard ein Symptom einer Geschlechtsidentitätsstörung als deren eigentliche Ursache angenommen habe. Zudem führt das Fehlen von Kontrollgruppen in Blanchards Arbeiten auf die Frage nach den Unterschieden zwischen bisexuellen, lesbischen und asexuellen Trans- und Cisgender-Frauen.

Ein weiter Kritikpunkt des Modells der Autogynophilie ist, dass sie eine Geschlechtsidentitätsstörung als ausschließlich sexuell bedingtes Phänomen beschreibt, nämlich, dass Transfrauen ihre Körper als sexuellen Fetisch feminisierten. Da im Zuge der Behandlung Transsexueller die männliche Libido durch die Hormonsubstitution, ggf. unterstützt durch Testosteronblocker bzw. eine Kastration unterdrückt wird, würde das sexuelle Ziel dieses Fetischismus nicht erreicht.

Verfechter des Konzepts führen hingegen an, dass Transsexuelle gerne Verhaltensweisen vortäuschten, die dem Modell widersprächen.

M. Bailey, ein bekannter Verfechter des Modells, zitiert beispielsweise Maxine Peterson [2] dahingehend, dass „die meisten Geschlechtsidentitäts-Patienten lügen“ (Bailey, 2003, S. 172) und über die sexuellen Hintergründe ihrer Veranlagung hinwegtäuschten. Diese Behauptung jedoch macht die Theorie unfalsifizierbar und damit unwissenschaftlich, denn die einzigen, denen der Vorwurf der Lüge nicht gemacht wird, sind jene, deren Geschichte die Theorie zu bestätigen scheint.

Anmerkung vom Johanna Kamermans:  Dem ist nichts hinzuzufügen. Unter NOTABENE ist hierzu ausdrücklich Folgendes festgehalten:

Es ist höchste Zeit  für ein diesbezügliches „Umdenken“! Denn es ist nicht länger hinnehmbar, dass das „Faszinosum Geschlechtswandel“ zum Sammelbecken gescheiterter Realitäten, Wünsche und Utopien zu verkommen droht.

Es gibt auch noch so etwas wie die Eigenverantwortlichkeit bis ins hohe Alter für das jeweils zu führende (Eigen-)Leben: Die Allgemeinheit kann bzw. darf für die vielen, manchmal geradezu realitätsverweigernden, geschlechtlichen Selbstzuschreibungen bzw. daraus abgeleiteten Geschlechtsumwandlungsforderungen nicht haftbar gemacht werden. Es graust der Autorin vor der beispielsweise im transgender.at-Forum (als mediales Beispiel) zur Schau gestellten, einfältigen Besserwisserei und vor allem vor der dort gezeigten grenzenlosen Ignoranz bzw. dumm-dreisten „illusio virilis“- Hybris. „Après moi le déluge?“ Aber ganz gewiss!

Manche Transfrauen akzeptieren diese Diagnose jedoch als angemessene Beschreibung ihrer selbst, vermutlich aus folgenden Gründen:

·         Beim Vorläufer des gegenwärtig dominierenden Modells der Geschlechtsidentitätsstörung, der weithin bekannten Benjamin-Skala,[3] war eine Diagnose der Transsexualität und damit eine Behandlung faktisch ausgeschlossen, wenn (z. B. beim Cross-Dressing) sexuelles Empfinden eine Rolle spielte. Das Modell der Autogynophilie gruppiert dagegen ganz pauschal Männer mit Geschlechtsidentitätsstörung und Fetischisten, die aufgrund einer „fehlerhaften Zuordnung des sexuellen Ziels“ (Freund, 1993) für die Diagnose der Transsexualität in Betracht kommen.

·         In Blanchards Modell wird nicht zwischen Transsexualität und Transvestismus unterschieden. Das erlaubt es Betroffenen, von der Diagnose Transvestismus zur Transsexualität „aufzusteigen“ und damit eine Behandlung erlangen zu können.

Das gegenwärtige Modell der Geschlechtsidentitätsstörung als psychische Störung lässt dagegen sexuelle Erregung beim Cross-Dressing zu. Darüber hinaus unterscheidet es weitaus weniger rigide zwischen Transsexuellen und Transvestiten als die Benjamin-Skala, sondern fasst alle Menschen mit Geschlechtsidentitätsstörung in eine Kategorie zusammen, wobei die GID individuell ausgeprägt sein kann (vergleiche auch Transgender).

Dementsprechend machen Kritiker des Autogynophilie-Modells geltend, dass diejenigen, die dies als für sich zutreffend ansehen, ihre eigene Pathologisierung im Sinne einer Paraphilie betrieben und die erotische Komponente als die primär antreibende Kraft zur Transition (bzw. Transformation) ansähen. Es fehle jedoch jedes Anzeichen, dass eine Differentialdiagnose, die auf der sexuellen Vorgeschichte beruht, zu einer größeren Zufriedenheit unter den Patienten führt.

Die Pathologisierung gesellschaftlich nicht akzeptierter sexueller Veranlagungen hat eine lange Geschichte. Es sind bereits andere jüngere Krankheitsbilder wie ichdystone Homosexualität und „Nymphomanie“ in Misskredit gekommen. Dies ist nach Ansicht seiner Kritiker für das Autogynophilie-Modell auch zu erwarten.

Vielfach wird in der wissenschaftlichen wie auch der populären Literatur berichtet, dass Menschen in sexuellen Phantasien dem anderen Geschlecht angehören wollen, obwohl sie nicht in allen Fällen transsexuell seien. Im Sinne einer psychosexuellen Pathologie werden diese Phantasien als Paraphilien angesehen.

Literatur

·         J. Armstrong: The body within, the body without. In: Globe and Mail, 12. Juni 2004, p. F1.

·         Klaus Beier, Hartmut Bosinski, Uwe Hartmann: Sexualmedizin – Grundlagen und Praxis. Urban & Fischer Verlag, 2005, ISBN 3-437-51086-X.

·         J. Michael Bailey: The Man Who Would Be Queen: The Science of Gender-Bending and Transsexualism. Joseph Henry Press, 2003, ISBN 0-309-08418-0.

·         Ray Blanchard: The Concept of Autogynephilia and the Typology of Male Gender Dysphoria. In: The Journal of Nervous and Mental Disease 177 (10), 1989, S. 616–623. Zugriff am 9. Januar 2005

·         Ray Blanchard: The Classification and Labeling of Non-homosexual Gender Dysphorias. In: Archives of Sexual Behavior 18 (4), Ray , S. 315–334

·         Ray Blanchard: The Origins of the Concept of Autogynephilia. In: The Autogynephilia Resource, 2004. Zugriff am 9. Januar 2005

·         Kurt Freund, Ray Blanchard: Erotic target location errors in male gender dysphorics, paedophiles, and fetishists. In: British Journal of Psychiatry 162, April 1993, S. 558–563

·         Peter Fiedler: Sexuelle Orientierung und sexuelle Abweichung. Beltz Psychologie Verlags Union, 2004, ISBN 3-621-27517-7.

·         Uwe Hartmann, Hinnerk Becker: Störungen der Geschlechtsidentität – Ursachen, Verlauf, Therapie. Springer, Wien 2002, ISBN 3-211-83745-0.

Weblinks

·         DER NATÜRLICHE UNTERSCHIED, zur Biopsychologie der Geschlechterdifferenz Artikel von Gerhard Medicus und Sigrid Hopf

·         Trans-Sexuell? Vortrag von Walter Greiner (1999) bei web.archive.org[1]

·         „An investigation into the publication of J. Michael Bailey's book on transsexualism by the National Academies“

     ° Mit der deutschen Zusammenfassung Die Bailey-Affaire: pervertierte Psychologie

Fussnoten

1.     Ray Blanchard, Sexualforscher, Leiter des gender program der Gender Identity Clinic, Centre for Addiction and Mental Health, Clarke Division, Toronto.

o    im Abschnitt Literatur auf dieser Seite

o    in der englischen Wikipedia

o    auf der englischen Website Transsexual Road Map

2.     Maxine Petersen, M.A., C.Psych.Assoc., Coordinator, Gender Identity Clinic, Centre for Addiction and Mental Health, Clarke Division, Toronto, Canada.

o    Quelle: englische Webseite bei Aaron H. Devor's Homepage

3.     „Benjamin-Skala“: Google-WebSuche.

 

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